Drama, Meditation und high heels
Es gibt Lebenssituationen die sind nicht lustig. Bei dem einen treten sie häufiger auf, bei dem anderen weniger häufig. Ich kann mich glücklicherweise zu den letzteren zählen, dennoch habe ich viel mit der Gruppe zu tun, die sich häufiger in Lebenssituationen wiederfindet, die ganz und gar nicht lustig sind.
Ich habe festgestellt, dass die Anhäufung solcher unsäglichen Situationen meistens (nicht immer) eng an die Person gekoppelt sind. Diese Feststellung macht jetzt die Dramatik der Situationen nicht lustiger, es ist nur so, dass die Regisseure manchmal vielleicht den ein oder anderen Dreh verändern könnten.

Momentan fühle ich mich etwas überfordert mit mehreren Dramen auf einmal. Nichts davon ist auch nur im entferntesten lustig oder auf die leichte Schulter zu nehmen. Wirklich überhaupt nicht.
Liegt es an der sich anbahnenden „dunklen“ Jahreszeit?
Immer diese angehäuften Ereignisse.....liegt es am Mond..... oder an der Sonne? Vielleicht an einer bestimmten Sternenkonstellation oder an einfach an bad vibrations?

Ich hatte mal das Vergnügen an einem Vortragsabend über (ich sag einfach mal) den Weltfrieden teilzunehmen. Die vortragende Person, ein Swami, arbeitet für die Organisation Amrita e.V. dessen Initiatorin Amma bzw. Amritavarsham ist.
Ich, vor-urteilig wie ich bin, hatte mich auf eine Seelen-Beweihräucherung eingestellt und keine große „Erleuchtung“ erwartet. Schließlich bin ich "Wissenschaftlerin" und verfüge über den nötigen Abstand, so dass ich selbstverständlich Firlefanz von Seriosität unterscheiden kann!
Möglicherweise liegt es bereits an der Einstellung der Nicht-Erwartung, jedenfalls war dieser Swami witzig und trotzdem nicht oberflächlich. Diese Mischung schaffen wenige Menschen...... zumindest die ich kenne.

Eine Geschichte ging etwa so:
In einem Bodybuilding Center gibt es eine große Ablagefläche, wo sämtliche Leute ihre Klamotten, Trinkflaschen und Handys etc. drauflegen. Irgendwann klingelt ein Handy und jemand nimmt den Anruf entgegen und sagt: „Hallo?“
Eine Frau ist am anderen Ende. Sie ist ganz aufgelöst und legt ohne Punkt und Komma los: „Hallo Schatz, ich glaube ich habe grade was ganz schreckliches gemacht. Ich habe grade den tollen Mercedes Cabriolet gekauft, weißt du, der, den wir beide so toll fanden. Ich wollte ihn mir nur ansehen aber der Verkäufer sagte, dass dieses Modell das letzte Exemplar sei und nicht mehr produziert würde. Also habe ich es gleich gekauft. Leider war meine Kreditkarte nicht gedeckt und deshalb habe ich deine genommen. Auf deiner war allerdings auch nicht mehr genug drauf. Ich habe dann mit der Bank gesprochen und die meinten, wenn wir unser Haus in Zahlung geben, dann würden sie mir das Geld geben. Also habe ich das Haus verkauft. Ich weiß, es war das Haus deiner Eltern mit dem schönen alten Garten aber ich konnte einfach nicht anders. Blöd ist nur, dass ich grade einen Unfall gebaut habe mit dem neuen Auto .... – Schatz, du sagst ja gar nichts. Bis du nicht sauer auf mich? Ach ich liebe dich, ich wusste doch, dass ich den richtigen Mann geheiratet habe, einer, der immer an meiner Seite steht, egal wie schwierig die Situation grade ist.
Nachdem sie geendet hatte sagt der Mann am anderen Ende: „Alles wird gut, einen Moment bitte“ hält das Handy hoch und fragt: „wem gehört das Handy?“
Jemand kommt, nimmt den Hörer in die Hand, hört sich die Geschichte an, brüllt wie verrückt los und fällt um.

Wenn es Freunden wirklich schlecht geht und sie harte Schicksalsschläge erfahren hat man immer einen „guten Rat“ in petto. Schließlich möchte man ja auch helfen und kann dies auch mehr oder weniger gut, weil man sich außerhalb der Situation befindet.
Der Swami regt nun an, für sich selbst die Möglichkeit einer solchen Position wie der erste Handy-Zuhörer zu schaffen (z.B durch Meditation). Es geht darum, sich außerhalb seiner eigenen Situation stellen zu können, um den Überblick zu behalten und nicht in einen selbstzerfressenden Strudel zu geraten. Als ob man sich außerhalb seiner Geschichte hinsetzt, sie betrachtet und dann entscheidet, was man tun kann. Sonst bekommt man womöglich einen Herzkasper.

Natürlich ist das SCHWER.
Wenn man grade die komplette Existenz verloren hat, wie soll man da noch mit Abstand den Überblick behalten. Bin ich Buddha oder was?
Aber wenn man sich den Vorschlag länger durch den Kopf gehen lässt, dann finde ich ihn sehr einleuchtend. Auch wenn ich eine solche Haltung wahrscheinlich niemals erreichen könnte – gut finde ich sie dennoch.

Man kann ja auch Dinge gut finden, die man selbst nicht schafft oder anzieht oder denkt oder tut.

Z.B. finde ich manchmal Kleider oder Röcke schön obwohl ich niemals in meinem Erwachsenenleben Kleider angezogen habe und das auch nie tun werde. Als Kind musste ich, weil man das süß fand. Sobald ich mich wehren konnte, hat es sich ausgesüßt. Diese unsäglichen Fetzten stören eine beim Fahrrad fahren, beim reiten, rennen, voltigieren, Bäume klettern, bleiben beim Verstecken überall hängen und man muss beim Sitzen aufpassen, dass man das Höschen nicht sieht. Kleider sind bestimmt, wie Schuhe mit hohen Absätzen, Erfindungen von Männern: Frau kann sich nicht frei bewegen, beim laufen müssen sie gestützt werden, können nicht wegrennen, stehen nicht stabil auf der Erde und Röcke sind sowieso unpraktisch wie Hulle.

Ja ja, es geht nicht immer um Praktizismus. Aber ich sage, früher oder später geht es eben doch darum. Z.B. wenn im fortgeschrittenen Alter die Zehnballen auf der Seite rausquellen, weil das mit der Gewichtsverlagerung total in die Hose ging. Aua aua aua.

Aber soll doch jeder machen was er will.
Ich meine, so ein paar schnuckelige Beine in schicken high heels, kann man sich angucken, why not. Dummer Weise sind es meist nicht die schnuckeligen Beine, die in solchen geilen Tretern stecken, sondern ..... na ja, wie soll ich es umschreiben.... sagen wir mal, Beine, die eine Hose vertragen würden.
Was solls, wie gesagt, soll doch jeder...... ich kann ja weg gucken.

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